Konferenzen sind gut, um den Geist schweifen zu lassen. Dabei sind es zumeist die kleinen Randgespräche, die einen wirklich voran bringen – die Sessions sind leider zumeist nicht so interessant, wie ich es mir wünsche.
Dafür aber die Kontakte, die sich zwangsläufig ergeben: Man trifft jemanden, stellt vielleicht fest, daß er sich für den gleichen Bereich interessiert – und zwangsläufig ist man in der Kaffeepause wieder zusammen und verabredet sich für den Abend.
Andererseits trifft man immer wieder die gleichen Leute, sieht, wie sich die Welt weiterdreht. Man bringt sich und andere auf den neuesten Stand, eventuell beschließt man, zusammenzuarbeiten – oder denkt sich, daß man schon wieder hinterherhinkt.
Wenn das alles noch in so einer inspirierenden Atmosphäre wie dem Tokyo International Forum stattfindet, das Essen sehr lecker und die Leute entspannt sind, dann nenne ich das eine gelungene Konferenz. So wie das GGF17, von dem ich gerade zurück bin. Mehr davon.
Akademische Publikationsglanzleistungen, korrekte Lehre, interessante Demonstratoren für die Drittmittelakquise, Sondierung des akademischen Nachwuchses, …
So sieht das Tagesgeschäft ja durchaus aus. An den Forschungsinstituten und Hochschulen Deutschlands sind dies die Indikatoren für erfolgreiche Arbeit an der Forschungsfront. Inwieweit kann ich dies umfänglich leisten? Diese Frage stellte ich mir kürzlich bei meiner jährlichen Rückschau auf geleistete und unterbliebene Anstrengungen und Resultate in diesem anspruchsvollen Bauchladen. Mir fiel dabei auf, dass es in meiner Praxis einige Parameter gibt, die kritisch sind und voneinander abhängen. Hier meine Erkenntnis, die nicht bahnbrechend sein mag, aber man vergisst dies gerne mal und bei Professoren und/oder Top-Management mögen andere Indikatoren wirken:
– Die “Glücksformel”: idealerweise möchte ich mit 3 Mitarbeitern, Studenten an einem Thema arbeiten und involviert sein = Hands-on-Code + Leadership. Die Mitarbeiter sollten genügend Eigenmotiviation mitbringen, um auch mit Phasen des Comfortably-Lost umgehen zu können. [Dank an den von mir sehr geschätzten John Maeda, der exzellentes hard-blogging betreibt und hervorragende Forschung macht, allerdings ähnliche Probleme hat].
– Die Praxis: es gibt oft Gründe, die dazu führen, dass die Teamgröße >> 3 beträgt. In diesen Fällen braucht es entweder ein gnadenloses Zeitmanagement, was bei mir dazu führt, dass jegliche wissenschaftliche Kreativität auf der Strecke bleibt, oder die Mitarbeiter können mit einem Dauerzustand des “Comfortably-Lost” perfekt umgehen, was man evtl. nicht per-se erwarten darf.
Fazit, Zwischenstand, Blick in meine Blackbox: Ich betreue derzeit etwa 9 Studenten/Mitarbeiter in 3-4 Themensträngen. Ich habe Anträge geschrieben, ich war Koautor und konnte noch einige “Remixes” veröffentlichen. Trotzdem, schaue ich auf Demonstratoren, grundlegende Forschungserkenntnisse, den gefühlten Flow beim Arbeiten, dann bin ich in den letzten 6 Monate mit einigen Punkten meiner Performance nicht zufrieden.
Der Diskurs ist hiermit eröffnet, ich freue mich über jeden Comment!
In der aktuellen Ausgabe der Zeit kann man ein interessantes Interview mit Jutta Allmendiger lesen. Sie beschäftigt sich mit Bildungssoziologie, ist Forschungsleiterin der Bundesagentur für Arbeit und stellt ihre wissenschaftlich-fundierte Sicht der Arbeitsmarktdebatte in Bezug auf AkademikerInnen dar.
“Praktika können sinnvoll sein, befristete Beschäftigungsverhältnisse auch. Aber längere Zeit unbezahlt zu arbeiten kann nicht der richtige Weg sein. Die Praktika sollten früher geschaltet werden, schon während des Studiums, nicht erst danach. Auch wenn man das Studium dafür unterbrechen muss.”
“Statt eine lange Praktikantenkarriere nach dem Studium zu absolvieren, sollten mehr den Mut fassen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Natürlich wären dazu ein paar Jahre echte Berufserfahrung hilfreich. Aber der Sprung ins kalte Wasser kann zielführender sein als die Dauerexistenz als billige Arbeitskraft.”
“Die 47 Jahre alte Münchner Professorin für Soziologie ist von Florian Gerster installiert worden, um aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung eine Forschungsstätte zu machen, die brauchbare Erkenntnisse für die politische Gestaltung der deutschen Arbeitswelt liefert. Die zuvor nur in Expertenzirkeln renommierte Datensammelbehörde, die der einstigen Bundesanstalt für Arbeit zugeordnet ist, soll sich künftig mit den besten Wirtschaftsforschungsinstituten des Landes messen können.”
Und:
“(…) sie trägt ihre Argumente temperamentvoll und beidhändig vor. Begriffsstutzige Gegenüber müssen auf Bodychecks gefasst sein.”
Unter dem Titel “Weblogs. Eine kommunikationssoziologische Studie” wird in den nächsten Tagen das neue Buch von fellow hardbloggingscientist Jan Schmidt in die Buchläden kommen. Die taufrischen Inhalte auf noch druckwarmem Papier sind in Form einer Lieferung von Autorenexemplaren bei Jan schon angekommen, wie das folgende bei ihm geklaute Foto belegt.
Bei den einschlägigen Online-Läden kann man das Werk natürlich auch schon vorbestellen. Glückwunsch Jan, ich bin gespannt auf das Buch!
Wow. Man kriegt ja von allen Seiten Call for Papers mit, aber selten sind sie direkt an einen selbst gerichtet. Also mal gucken, was die Konferenz so bietet. Wikipedia meint:
“It has been criticized by some academics, who feel its quality threshold for acceptance is too low and its stated mission (“a forum for focusing into specific disciplinary research, as well as for multi, inter and trans-disciplinary studies and projects”, according to the 2005 WMSCI website) too opaque.”
Aha. Und dann:
“WMSCI attracted publicity of a less favorable sort in 2005 when three graduate students at MIT succeeded in getting a paper accepted as a “non-reviewed paper” to the conference that had been randomly generated by a computer program called SCIgen.”
Jetzt erinnere ich mich. Die Aktion der drei MIT-Doktoranden war ganz großes Kino: Ihr “Paper Generator” erzeugt komplette englischsprachige Paper, die Literaturangaben und Bilder beinhalten. Die drei haben es geschafft, das ihre zufälligen Paper akzeptiert wurden. Zwar wurden sie wieder ausgeladen, nachdem die ganze Aktion über Slashdot bekannt wurde. Doch sie hatten schon genug Geld für einen Konferenzbesuch gesammelt, also hielten die drei noch eine Session mit Random-Generated Talks ab. Der Papergenerator ist online und macht Spaß.
Seltsam finde ich daran, daß auch im Folgejahr die Konferenz noch in der gleichen Art und Weise stattfindet. Naja, ich werde jedenfalls mal ein Zufallspaper (PDF) einreichen. Mal sehen, wie viele Leute das auch machen. Und ob die Acceptance Rate dann wirklich bei 10-20% liegt, wie mir der General Chair in seiner eMail mitteilt.
PS: Justin Zobel hatte auch ein paar Paper für die SCI 2002 eingereicht. Ganz unten auf seiner Seite schildert er auch ein paar nette Details über die Veranstalter der Konferenz.
1. HBS der Blog.
Meiner Ansicht nach ist dieser Blog ein Metablog. Es geht hier nicht um eine bestimmte Wissenschaft, sondern um Wissenschaft an sich, bzw. um die Rahmenbedingungen dieser (konsequenter Weise im deutschsprachingen Raum). Die Arbeitswelt befindet sich derzeit im Wandel: Globalisierung, Netz, Mobilität, demografische Zeitenwende. Schlussendlich stellt sich auch immer die Frage nach dem gesellschaftlichen Auftrag der Wissenschaft.
2. Blogging als Prozess.
Es gab einige Diskussionen, ob Wissenschaftler überhaupt bloggen. Und ob man nicht vorschnell Forschugsergebnisse rausschreit, ohne dafür entsprechende Anerkennung durch etablierte Systeme zu bekommen. Meiner Anscht nach sollte so ein Forscherblog nicht wertvolle, geheime Daten vorschnell an die Öffentlichkeit weitergeben. So ein Blog kann aber sehr wohl eine Sammlung aus Gedanken, Fragmenten und Quellen sein, die für die entsprechende Forschung bedeutsam ist. Wenn man es denn so formulieren möchte handelt es sich um die Fußnote der wissenschaftlichen Publikation. Dort gibt es eine Menge klasse Sachen zum fabulieren: unterhaltsame, informative und kritische Kommentare oder spannede Literaturtipps und Weblinks. Ausserdem gibt es immer Dinge, über die es sich nachdenken lohnt – auch jenseits des Kerngeschäfts.
3. Pop-Wissenschaft.
Muss Wissenschaft verknöchert, trocken und unbeholfen sein? Nein, muss sie nicht. Ein wissenschaftlicher Vortrag kann rocken und die Leute abholen. Muss man diesen Part wirklich dem Feuilleton und dem Bildungsfernsehen überlassen? Ich denke, auch hier ist der Wissenschaftler als Teil der Gesellschaft in die Verantwortung zu nehmen. Wir mögen es eingängig, leicht lesbar, unterhaltsam und ansprechend. Manchmal auch laut oder subtil. Stephan hat es in diesem Posting deutlich gemacht. Letztlich ist so ein Forscherleben auch ein Lebensstil.
Jetzt lassen wir mal wissenschaftliche Fakten gegen Presserauschen zum Thema “kinderlose Gesellschaft” antreten. Man beachte, wie sich die Alterstruktur ändert. Die Geburtenrate in Deutschland ist schon seit Jahrzehnten etwa konstant bei 1,4. “Schuld” an der “Kinderlosigkeit” sind also nicht die Menschen im Alter zwischen 20 und 30, sondern letztlich die älteren Herren und Damen so um die 40 – 60. Der Auslöser für diese demographische Veränderung ist letztlich der “allgemein westliche Lebensstil mit kinderlosen Paaren oder 1-2 Kind Familien”.
Diese Simulation entstand 2003 in einem studentischen Studienprojekt an der Universität Kaiserslautern. Ich habe zusammen mit Jean-Marc Friederici daran gearbeitet. Und schliesslich noch ein Link zur konservierten Website zu dem Studienprojekt urban-update.
Wahrheit und Lüge, Aufrichtigkeit. Vor ein paar Tagen erwarb ich ein kleines Buch des Philosophen Harry G. Frankfurt. Es handelt vom Phänomen des Bullshit und nähert sich diesem vorsichtig an. Man kann dieses Buch in 45 Minuten lesen und ist danach ein wenig oder gar ordentlich irritiert. Insbesondere vor dem Hintergrund meiner Blogaktivitäten hat es mich nachdenklich gemacht. Dass uns die Realität als solche schon längst abhanden gekommen ist, ist nicht neu, darüberhinaus Skeptizismus allenthalben. Was bleibt ist anscheinend nur die Aufrichtigkeit ehrbarer Blogger?! Diese Themen schwirren in meinem Kopf umher. Obwohl Frankfurt sicher nicht die Blogosphere im Auge hatte, als er dieses kleine Büchlein verfasste, habe ich seine Gedanken doch im Kontext kürzlicher Postings aus meinem direkten Blogumfeld wahrgenommen: Steffen postet über Geschehnisse in Belarus und erzeugt einigen Wirbel, Andreas erinnert an das Nachdenken vor dem Posten, und Johnny macht sich auch aufrichtige Gedanken im Fieberwahn. Eine kleine Leseprobe gibt es hier als Videocast.
Nachtrag: Martin verweist mich dankenswerterweise auf ein Zeitinterview mit Frankfurt!
“Die Technische Universität Chemnitz veranstaltet im Jahr 2006 in Zusammenarbeit mit der Splash! Entertainment GmbH & Co. KG eine internationale wissenschaftliche Tagung zum Thema »HipHop meets Academia«.
Die Tagung wird sowohl zeitlich als auch inhaltlich eng an das splash! Festival 2006 angebunden. Das splash! hat sich in den letzten Jahren zum größten HipHop & Reggae Festival Europas entwickelt und bietet eine ideale Anknüpfungsmöglichkeit für Hip-Hop-Forschung im deutschen und internationalen Raum. Die Tagung ermöglicht so eine bisher einzigartige Symbiose aus Wissenschaft und gelebter Jugend-, Medien- und Musikkultur.
Für die Wissenschaft ist mit der Tagung die Möglichkeit gegeben, ihre Forschungser-gebnisse öffentlich zur Diskussion zu stellen und gleichzeitig neue Projektideen direkt mit der Szene zu entwickeln.”