Doktoranden – Hochqualifiziertes Prekariat?
Eine repräsentative Studie untersuchte die Arbeitsbedingungen von Doktoranden – und kommt zu keinem guten Ergebnis. Die Arbeitsbedingungen für dieses hochqualifizierte Personal seien oftmals fragwürdig. Die Süddeutsche schreibt:
Seit zwei Jahren hat Barbara Ludwig nun ihren Magister in der Tasche, arbeitet seitdem an der Uni, betreut Studenten und promoviert im Fach Romanistik. Und was macht sie in ihrer Arbeitszeit? “Ich leihe für meinen Professor Bücher in der Bibliothek aus und bringe sie wieder zurück. Eine wirklich angemessene Aufgabe für eine so hochqualifizierte Mitarbeiterin”, sagt die 28-Jährige frustriert. (…)
Barbara hat einen befristeten Vertrag über eine halbe Stelle. Für diese 20 Stunden im Monat bekommt sie 900 Euro netto. Diese Bezahlung wäre eigentlich ganz in Ordnung, findet sie – wenn sie dafür tatsächlich nur 20 Stunden arbeiten müsste. Die Realität sieht allerdings anders aus: Sie arbeitet mindestens das Doppelte. Laut Arbeitsvertrag muss sie nur ein Seminar geben, in Wirklichkeit sind es zwei. “Dazu kommen Sonderaufgaben, die mir mein Doktorvater überträgt, zum Beispiel Korrekturaufgaben oder die Organisation von Tagungen. Im Prinzip ist das ein Vollzeitjob – meine Dissertation läuft nur noch nebenbei.”
Und da 900 Euro nicht zum Leben reichen, arbeitet Barbara zwei Tage in der Woche zusätzlich in einem Verlag – eine Stelle, die ihr persönlich sehr wichtig ist, denn dort kann sie Berufserfahrung außerhalb der Uni sammeln. Sollte es mit einer Wissenschaftskarriere nicht klappen, kann sie sich bei Bewerbungen darauf berufen.
Hirngespinst oder Realität?
Die Autoren dieser “repräsentativen” Studie stellen darüber hinaus fest: “Für die Mehrzahl ist also die Promotion weitgehend ein ‘Privatvergnügen’, das großenteils unbezahlt erledigt wird, eine private Investition in eine äußerst unsichere Zukunft – zumindest als Wissenschaftler/-in.”
Leider verlinkt die Süddeutsche nicht die Studie selbst oder macht genauere Angaben.
February 27th, 2009 Kategorie: Diskurs, Fundsachen, Lehrstück
1 Comment Add your own
1. Paula Puschel | September 3rd, 2009 at 2:15 pm
http://presse.verdi.de/aktuelle-themen/wissenschaftliches_prekariat/data/fb5_anstoesse_01-09_wissenschaftlicher_mittelbau_an_deutschen_hochschulen.pdf
Das kann man ja auch mal googeln!
lg Paula
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