“Die Technische Universität Chemnitz veranstaltet im Jahr 2006 in Zusammenarbeit mit der Splash! Entertainment GmbH & Co. KG eine internationale wissenschaftliche Tagung zum Thema »HipHop meets Academia«.
Die Tagung wird sowohl zeitlich als auch inhaltlich eng an das splash! Festival 2006 angebunden. Das splash! hat sich in den letzten Jahren zum größten HipHop & Reggae Festival Europas entwickelt und bietet eine ideale Anknüpfungsmöglichkeit für Hip-Hop-Forschung im deutschen und internationalen Raum. Die Tagung ermöglicht so eine bisher einzigartige Symbiose aus Wissenschaft und gelebter Jugend-, Medien- und Musikkultur.
Für die Wissenschaft ist mit der Tagung die Möglichkeit gegeben, ihre Forschungser-gebnisse öffentlich zur Diskussion zu stellen und gleichzeitig neue Projektideen direkt mit der Szene zu entwickeln.”
Open Access versucht, die Interessen der Wissenschaftler an einem freien Informationsaustausch in den Vordergrund zu stellen. Im 21. Jahrhundert macht es wenig Sinn, Information in Papierform zu verteilen. Es hat sich – zumindest in der Informatik und der Physik – etabliert, eigene Publikationen auch auf seiner Homepage zu veröffentlichen.
Open Access ist ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeitsweise. Ich finde Artikel über Google Scholar oder Citeseer. Arxiv bietet vor allem Physikern ein Repository, um Paper schnell und einfach zugänglich zu machen.
Wie sieht es jedoch bei der Qualitätssicherung aus? Ich will mich schließlich nicht durch einen Berg von irrelevanten Papern arbeiten, um die entscheidenden Referenzen zu finden. Üblicherweise übernehmen die Publikationsorte eine entscheidende Rolle als Qualitätsfilter. Einige Konferenzen (z.B. die High Performance Distributed Computing 2005) haben eine acceptance rate von unter 20 Prozent, siehe hier. Man kann also davon ausgehen, das ein Paper in diesem Konferenzband eine solide und durch das Peer Review gefilterte Publikation darstellt – und keine Zeitverschwendung ist. Citeseer geht einen anderen Weg und hilft die Relevanz eines Artikels anhand der Anzahl der Referenzen auf die Publikation einzuschätzen.
Nun stellt sich allerdings die Frage, warum noch Publikationen in Papierform nötig sind. Ich weiß es nicht. Das Peer Review erledigen die Organisatoren der Konferenz bzw. das Programmkomitee. Die Autoren setzen die Texte nach Vorgabe der Konferenz, z.B. mittels LaTeX. Damit ist es möglich, qualitativ hochwertige Publikationen in digitaler Form zu erstellen. Einige Konferenzen gehen dazu über, die gesammelten Paper im Netz zur Verfügung zu stellen, z.B. die “Workshops on Job Scheduling Strategies for Parallel Processing“. Dort finden sich alle Paper des Workshops der vergangenen 11 Jahre.
Warum also einen Publisher dafür bezahlen, das Papier bedruckt wird? Der einzige Grund, der mir einfällt, ist die einfache Archivierung von Papierpublikationen. Standardisierte Dokumentationsserver bzw. Formate könnten jedoch auch dieses Problem lösen.
Was sollte ein hard blogging scientist also tun? Seine Paper online stellen und vielleicht durch einen Blogeintrag der Publikation einen dauerhaften Ort im Netz geben. Und natürlich bei der Organisation einer Konferenz darauf achten, daß die Beiträge auf der Konferenzseite im Netz verfügbar gemacht werden.
Ich ziehe mir jetzt mal den Hut des Advocatus Diaboli auf und behaupte: Der ernsthafte Wissenschaftler blogt nicht. Er diskutiert mit Kollegen, die er kennt und denen er vertraut. Damit minimiert er die Gefahr, daß seine Ideen von Außenstehenden geklaut werden. Wenn er alle Fakten sauber recherchiert hat, schreibt er ein Paper. Reicht es ein. Publiziert es in einem angesehenen Journal.
Das ist immens wichtig für den ernsthaften Wissenschaftler, denn man wird ihn anhand seiner Publikationsliste bewerten. Warum sollte sich also ein ernsthafter Wissenschaftler dem Risiko aussetzen und bloggen? Das Manifesto paßt für ihn nicht: “I won’t have a sketch of my process online.”
So, nun also noch ein drittes Postig zum Thema Zukunft der Arbeitswelt. Im Februar hat mich jlab auf dieses Interview aufmerksam gemacht. Ich habe die Sendung mitgeschnitten und einfach mal hochgeladen. Es geht hier um sehr viele verschiedene Themen und ist eine frische und inspirierende Stunde Radio (Nein, das ist kein Podcast. Es ist ein Radiomitschnitt.)
PS: Huups, der Stream läuft auf doppelter Geschwindigkeit. Das liegt wahlweise daran, dass es entweder a) “falsch” encodet ist, weil b) Flash nur auf 44100Hz Encoding klar kommt.
Die Ergebnisse einer britischen Studie wurde auf Telepolis dargestellt:
“Will man der Befragung glauben, dann sind die Jungen auch leistungsfähige Multitasking-Experten. Wenn sie SMSen, schauen 32% gleichzeitig Fernsehen, hören 18% Radio, surfen 10% im Internet oder lesen 6%. Wie sie letzteres machen, wäre allerdings interessant zu erfahren. Die Liste verrät jedoch auch, dass auch die digitale Generation noch überwiegend am Fernsehen und am Radio klebt. Erst an dritter Stelle kommt abgeschlagen das Internet. Wochentags läuft bei allen Befragten durchschnittlich 3,9 Stunden die Glotze, bei den Jungen durchschnittlich vier Stunden und mehr. Allerdings benutzen sie mit 2 Stunden täglich auch intensiver das Internet, allgemein sind es nur 0,8 Stunden. Aber das Fernsehen scheint bei den Jungen doch an Boden zu verlieren.
Interessant ist vielleicht noch, dass nach der Erhebung die Arbeitslosen während der normalen Arbeitszeit glücklicher sind als die Vollzeitbeschäftigten. Das spricht nicht gerade für die Erfüllung in der und durch die Erwerbsarbeit. Nach der Arbeitszeit dreht sich das allerdings um und fühlen sich die Erwerbstätigen glücklicher. Sie freuen sich also, nicht mehr arbeiten zu müssen, können sich endlich ausleben und womöglich besser konsumieren, weil sie auch mehr Geld haben, das sie ausgeben können, um die Arbeit zu kompensieren. Im Hinblick auf Zufriedenheit und Glücklichsein wäre also Arbeit durchaus verzichtbar.”
Jan Schmidt und ich haben beim EuroBlog 2006 Symposium vergangene Woche mehrere Gespräche über die Idee hinter den hardbloggingscientists geführt und dabei untereinander aber auch im Dialog mit anderen ein paar zentrale Aspekte zusammengetragen, die aus unserer Sicht die Philosophie der hbs ausmachen. Zeit also, mal meine philosophischen Gedanken zu den hbs niederzuschreiben.
Plüsch-Pop und Hart-Rock
Ich wurde nun schon mehrfach auf den hbs-Button angesprochen und gefragt, was das eigentlich heissen soll, was hard blogging bedeutet und was die harbloggingscientists eigentlich sind. Die Farbe des Buttons und die Aussage des Schriftzuges erzeugen offenbar Irritation, machen neugierig, laden zum Dialog ein. Interessanterweise scheint das hard in hardbloggingscientists auf so manchen Aussenstehenden zunächst einmal bedrohlich zu wirken. Das blogging ist für viele selbsterklärend und scientists auch. Man hat es also mit Wissenschaftlern zu tun, die bloggen, nein, die hart bloggen und einen magentafarbenen pinkfarbenen Ansteckbutton tragen. Das popige Pink und das rockende hard bilden glaube ich den Neugier auslösenden Gegensatz, insbesondere wenn in dieses Spannungsfeld noch die Wissenschaft eingebaut wird.
Hart aber Herzlich
Für mich bedeutet das hard im Zusammenhang mit dem Betreiben eines Wissenschaftler-Blogs sich den Meinungen und der Kritik anderer zu stellen, mit Hilfe des Blogs sozusagen ein Fenster durch die Wand des “Elfenbeinturms” zu öffnen, externes Feedback hereinzulassen, sich direkt mit der Aussenwelt und der bloggenden scientific Community zu koppeln und so die eigenen Ideen und wissenschaftlichen Thesen der Öffentlichkeit unmittelbar offenzulegen. Das hard ist also nicht als aggressiv-brutal zu verstehen sondern als die ungefilterte dialogische Öffnung des eigenen wissenschaftlichen Schaffens nach “Draussen”. Feedback und der kritische Austausch sind dabei ausdrücklich erwünscht.
Authentizität und Qualität
Mit dem hard schwingt für mich aber noch mehr mit. Sich der Kritik zu stellen und auf gleicher Augenhöhe mit anderen zu diskutieren erfordert ein erhöhtes Maß an Authentizität. Vor allem, wenn man noch unfertige wissenschaftliche Gedanken zur Diskussion stellt. Authentizität steht für mich darüber hinaus in einem engen Zusammenhang mit Qualität – Authentizität selbst ist eine Qualität. Ich will und muss als hbs hinter meinen Aussagen stehen können, einerseits selbstbewusst und ein Stück weit egozentrisch, gleichzeitig aber auch mit einer gelassenen Bescheidenheit und neugierigen Offenheit für die Sichtweisen und Ideen anderer. So ist ein für alle am Diskurs Beteiligten gewinnbringender Austausch möglich.
Wissenschaftsverständnis 2.0 .sb style
Der Qualitätsaspekt betrifft weitere Ebenen des eigenen wissenschaftlichen Handelns. Dazu gehören Dinge wie
die Orientierung an den Grundlagen guten wissenschaftlichen Arbeitens,
nach bestem Wissen und Gewissen zu recherchieren und zu zitieren,
mit Mut und Kreativität eigene Ideen und Visionen in den wissenschaftlichen Diskurs einzubringen,
einen möglichst verständlichen Schreib- und Sprachstil zu pflegen,
überzeugende und handwerklich sauber gearbeitete Präsentationen und Vorträge zu halten,
einen freundlichen und fairen Umgang mit Kollegen und Studierenden zu führen,
in der Lehre die Studierenden fordern, zum kreativen Arbeiten und kritischen Denken zu ermutigen,
innovative Lehr-/ Lernformen zu entwickeln,
sich freiwillig studentischen Evaluationen zu stellen und das Feedback konstruktiv und produktiv in die eigene Arbeit zurückfliessen zu lassen,
Leistungsbewertungen mit maximaler Transparenz offenzulegen und zu begründen.
Diese Liste hat den Status einer perpetual beta, kann und wird in Zukunft erweitert und modifiziert werden, darf und soll diskutiert werden. So viel für heute von mir…
Jan Schmidt, geschätzter Blogger- und Blogforscherkollege aus Bamberg, hat einen feinen Beitrag in seinem Bamblog über die hardblogginscientists und seine Gedanken dazu geschrieben. Der von ihm zitierte Aufsatz ist sicherlich sehr lesenswert. Worauf Jan auch hinweist ist, dass er auf der GOR2006 immer wieder auf den hbs-button angesprochen wird, den ich ihm beim EuroBlog2006 Symposium geschenkt habe. Mir ging es dort in der Tat ähnlich und ich teile seine Erfahrung, dass sich sehr interessante Diskussionen ergeben, wenn man die Philosophie hinter dem Button etwas näher erläutert. So manche belächeln zwar das öberflächlich wahrgenommene ego-geshoote, aber wenn klar ist, dass da eine Mission und ein klares Statement hinter steht, dann finden es die meisten Leute einfach nur gut.
Ich bin Teil einer Generation, die jetzt zwischen 25 und 35 sein dürfte: großgeworden Ende der 80iger Jahre, aufgewachsen in den Neunzigern. Wir haben den digitalen Wandel miterlebt, von drei hin zu sechunddreissig Fernsehprogrammen. Erst elektronische Musik, dann elektronische Kultur. An die Hochschule gingen wir mit der Aussicht, als fertig studierte Akademiker sorglos und mit guten Einstiegsgehalt in die Arbeitswelt einzutreten. So war das, doch die Realität heute sieht anders aus.
Bestandsaufnahme
Wir werden mit Dauerpraktika hingehalten, sollen flexibel sein, Reise- und Unterkunftskosten aus der eigenen Tasche bezahlen, was dann meistens zusätzlich den elterlichen Geldbeutel belastet. Die Praktika werden gemacht, weil es eine diffuse Aussicht auf einen Arbeitsplatz gibt. Ich glaube, in der Geschichte der Bundesrepublik hat sich die Intelligenz nie billiger verkauft. Man ist dankbar für eine pauschale Vergütung in Höhe von 400 EUR – oder für eine halbe oder sogar viertel Stelle an einem Institut. Wer keine Lust hat auf das Arbeitsplatzgebalze, versucht es freiberuflich oder selbstständig und endet meist als urbaner Penner. Und weil wir in einer demographischen Zeitenwende leben, ist meine Generation (aus Sicht der Mainstreampresse) auch noch schuld am Kindermangel in unserer Gesellschaft. Eine Veranschaulichung der Demographie aber zeigt, das es nicht die “Schuld” meiner Generation ist, sondern das der allgemein westliche Lebensstil mit 1 bis 2 Kindfamilien zu dieser Entwicklung geführt hat. Selbst wenn jetzt gebährfähige Frauen 5 bis 6 Kinder kriegen würden, könnte man damit die Renten unserer überalterten Gesellschaft nicht finanzieren.
Arbeitsplatzmangel oder Universitätsdowngrade?
Warum gibt es keine Arbeit für junge, fertig ausgebildete Absolventen? Ist es ein strukturelles Problem, dass es im allgemeinen zuwenig Arbeit(splätze) gibt? Wie kann es sein, dass gerade in unserer angehenden Wissensgesellschaft Akademiker in nomadischer Armut leben müssen? Vielleicht liegt es daran, dass das Modell “Praktikum + Übernahme in den Betrieb” nicht mehr funktioniert, weil das Arbeitsplatzangebot rar und die Mittel knapp sind und sich längt ein Lohndumpingmarkt um Praktikantenplätze herausgebildet hat. Schliesslich sind absolvierte Praktikanten fleissige Ließchen, die ordentich klotzen – der Lockstoff heisst Jobangebot. Vielleicht gibt es aber auch zuviele mittelprächtig ausgebildete Studierende, wie Reinhard K. Sprenger in seinem Essay Der weiße Schimmel (pdf) vermutet. Den Universitätsdowngrade betrachtet er so: “Die Demokratisierung der Bildung hat es mit sich gebracht, dass fast jeder meint, studieren zu müssen, der in sich zarte Regungen amorphen Bildungshungers spürt. So ist das Akademische derart in die soziale Mitte gerutscht, dass, wo früher die wortwörtliche mittlere Reife reichte, heute ein Universitätsabschluss notwendig ist.”
Generation: Adieu Wohlstand?
Ich als Teil einer Generation, die jetzt zwischen 25 und 35 sein dürfte, habe den Eindruck als wären wir der Schwarze Peter einer Gesellschaft, die unerschüttlich an alten Strukturen festhält. Wir wollen arbeiten, dürfen aber nicht. Wir sollen die Renten finanzieren, können aber nicht mal unsere Mieten bezahlen. Wir sollen Kinder kriegen, können sie aber nicht finanzieren. Mit einer halben oder viertel Stelle hätte man ja im Prinzip genug Zeit, aber davon eine junge Familie durchbringen? Es lassen sich ja nicht mal Investitionen wie beispielsweise die Renovierung der Wohnung oder der Kauf von Möbeln tätigen. Man ist ja froh, wenn das Gehalt für das Nötigste reicht. Und schliesslich steht der nächste Umzug nach mehreren Monaten Praktikum oder einem befristeten Projekt ins Haus. Vielleicht sind wir Prototypen eines Neuen Deutschlands. Eines Deutschlands ohne massivem Wohlstand. Das Bild eines Deutschlands in der Wissensgesellschaft. Ein Bild, mit dem sich niemand so recht anfreunden möchte.
Gegen Ende meiner Berlinreise treffe ich mich noch mit zwei Menschen aus der Praxis. Tadeusz Szewczyk ist Suchmaschinen-Optimierer, Webentwickler, Aktivist, Blogger und schreibt gelegentlich für Magazine. Wir reden über linken Aktivismus, Rebel Art, Urbanität und Subkulturen, auch am Beispiel von Nürnberg, Düsseldorf, Kaiserslautern, Stuttgart und Berlin. Hier in Berlin gibt es viele Subkulturen und Kieze. Diese kleinen Szenen existieren meist für sich selbst und haben keine Schnittpunkte zu anderen Szenen. Tadeusz meint, dass Berlin vielleicht gerade deswegen nicht urban sein. Es gäbe kaum Verminschung oder Konfrontation mit anderen. Ich spreche im Nachgang noch mit einem guten Freund darüber. Wir überlegen, ob nicht genau das urban ist: dass man sich nicht um andere Szenen und Subkulturen zu kümmern braucht, sondern recht kompromisslos “sein Ding” durchziehen kann.
Marius Watz
Am nächsten Morgen varabrede ich mich mit einem quirligen und gut gelauten Marius Watz. Er ist Künstler, Kurator und organisiert die generatorx.no. Wir haben einiges gemeinsam: wir lieben Farben, mögen Forschung in Praxis und sind Fans vom Prinzip Blog. Wir reden über Städte, Kunst und Kultur, Generative- und Softwareart, sowie Blogs. Ein interessanter Aspekt ist mir im Gedächtnis haften geblieben: Eine internalisierte Erfahrung (beispielsweise durch einen Entwurfsprozess) kann nur schwer vermittelt werden, meint Marius. Dafür jedoch sind Blogs ganz hervorragende Tools. Ich dachte dann darüber nach, ob sich die Hard Blogging Scientists nicht zu offensiven Pop gelifert haben in den letzten 8 Tagen. Ich bin sehr gespannt, welche Entwicklung das Projekt noch nehmen wird. Networking ist angesagt.