Vor dem Hintergrund des enttäuschenden Ergebnisses der COP15 Klimakonferenz stoße ich per Zufall auf das “Peter-Prinzip“: Liest sich wie angeneme, essentielle und charismatische Hierarchieforschung.
Zumindest, sofern man in Mecklenburg-Vorpommern, Wahlkreis 16 (Greifswald, Demmin, Ostvorpommern), wohnt. Denn Susanne Wiest, die mit ihrer e-Petition zur “Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens” für einiges Aufsehen sorgte, kandidiert als parteilose Direktkandidatin für den Bundestag. Ausführlich begleitet wird die Kandidatur auf der Webseite grundeinkommen-bundestag.de.
Martin Wiegert macht sich auf Netzwertig Gedanken darüber, warum der gegenwärtige Diskurs um das Internet so netzfeindlich ist.
Die Elite in Deutschland hat Angst vor dem Web. Sie, also Entscheider, Gestalter und Menschen mit Einfluss auf die Gesellschaft, haben enorme Probleme damit, die Web-Phänomene zu verstehen, die gerade eine Revolution vorantreiben. Eine friedliche und digitale Revolution. Eine Revolution, bei der sich Machtverhältnisse verändern, bei der Menschen ohne Einfluss plötzlich Gehör finden und andere, die bisher viel zu sagen hatten, sich schlagartig mit deutlich weniger Aufmerksamkeit begnügen müssen oder aber stärkeren Gegendwind erfahren.
Gründe sieht er unter anderem darin, dass in Deutschland die Bildungselite traditionell mehr auf den Standesdünkel setzte und noch immer setzt, anstatt das Unternehmertum oder andere Faktoren, die “Erfolg” definieren, anzusetzen. Dieses sei in dem USA und auch in Schweden anders, weswegen auch die Politik dort anders auf das Internet reagiert.
In den USA gibt es viele gebildete Menschen, einflussreiche Wissenschaftler, Professoren und Autoren. Doch mindestens den gleichen Stellenwert wie der intellektuelle Status hat Unternehmertum. Wer in den USA etwas aufbaut, eine Firma gründet, damit aufsteigt, Jobs schafft und zugleich Geld verdient, ist hochangesehen. Ganz ähnlich ist die Situation hier in Schweden.
In Deutschland aber garantiert traditionell etwas anderes hohes Ansehen: Klassische Bildung, so beispielsweise exzellente Kenntnis deutscher Geschichte, Konflikte, Dichter, Philosophen und Literaten. Wer dieses Wissen beherrscht und ein ausführliches Universitätsstudium vorweisen kann, braucht sich nicht davor scheuen, im Rampenlicht zu stehen, und hatte bisher gute Chancen, Einfluss und Macht zu erlangen. Folgt man hingegen seinem unternehmerischen Drang oder ist gar darauf aus, viel Geld zu verdienen, muss man sich mit weit weniger Status abfinden – selbst wenn dabei Jobs entstehen und mitunter positiv auf die zukünftige Entwicklung des Landes eingewirkt wird. Und überhaupt: Reich zu sein, gehört in Deutschland bekanntlich nicht zu den Dingen, von denen man stolz seinem Nachbarn berichtet.
Eine einfache und eindrigliche Erklärung “Die Elite hat Angst”.
Das ursprüngliche Privileg der deutschen intellektuellen Elite hat sich zum Instrument der Masse entwickelt. In anderen Ländern wie den USA oder Schweden ist dies kein so großes Problem. Dort reichte der Stolz auf die eigene, akademischer Ausbildung allein sowieso nie aus, um sich eine Position an vorderster Front zu verschaffen.
Ja, auch wenn diese Dokumentation auf English ist und es vorranging um die Frage geht, ob sich selbst organisierende Systeme, also wir alle, dazu in der Lage sind, uns selbst auch zu Regieren, bekommt man auch eine schöne Vorstellung davon, in welche Richtung sich so die ganze Gesellschaft entwickeln könnte – auch inklusive Arbeitswelt. Anschauen, lohnt sich! (via)
In der GULP Knowledgebase erschien ein Artikel, der einem interessanten Phänomen nachgeht: Es gibt immer weniger IT-Freiberufler, die unter 40 Jahren alt sind. In dem kurzen und lesenswerten Artikel wird auch behauptet, dass die “Uni-Ausbildung Konzernangestellte erzeugt”:
Nicht nur das fachliche Wissen fehlt den Jungen, sondern auch das betriebswirtschaftliche oder kaufmännische. “Die universitäre Ausbildung erzeugt Konzernangestellte”, schrieb uns ein Freiberufler, “oder kennt irgendjemand einen Unikurs mit Vorlesungen über Kundenakquise oder Selbstvermarktung?”
Eine repräsentative Studie untersuchte die Arbeitsbedingungen von Doktoranden – und kommt zu keinem guten Ergebnis. Die Arbeitsbedingungen für dieses hochqualifizierte Personal seien oftmals fragwürdig. Die Süddeutsche schreibt:
Seit zwei Jahren hat Barbara Ludwig nun ihren Magister in der Tasche, arbeitet seitdem an der Uni, betreut Studenten und promoviert im Fach Romanistik. Und was macht sie in ihrer Arbeitszeit? “Ich leihe für meinen Professor Bücher in der Bibliothek aus und bringe sie wieder zurück. Eine wirklich angemessene Aufgabe für eine so hochqualifizierte Mitarbeiterin”, sagt die 28-Jährige frustriert. (…) Barbara hat einen befristeten Vertrag über eine halbe Stelle. Für diese 20 Stunden im Monat bekommt sie 900 Euro netto. Diese Bezahlung wäre eigentlich ganz in Ordnung, findet sie – wenn sie dafür tatsächlich nur 20 Stunden arbeiten müsste. Die Realität sieht allerdings anders aus: Sie arbeitet mindestens das Doppelte. Laut Arbeitsvertrag muss sie nur ein Seminar geben, in Wirklichkeit sind es zwei. “Dazu kommen Sonderaufgaben, die mir mein Doktorvater überträgt, zum Beispiel Korrekturaufgaben oder die Organisation von Tagungen. Im Prinzip ist das ein Vollzeitjob – meine Dissertation läuft nur noch nebenbei.” Und da 900 Euro nicht zum Leben reichen, arbeitet Barbara zwei Tage in der Woche zusätzlich in einem Verlag – eine Stelle, die ihr persönlich sehr wichtig ist, denn dort kann sie Berufserfahrung außerhalb der Uni sammeln. Sollte es mit einer Wissenschaftskarriere nicht klappen, kann sie sich bei Bewerbungen darauf berufen.
Hirngespinst oder Realität?
Die Autoren dieser “repräsentativen” Studie stellen darüber hinaus fest: “Für die Mehrzahl ist also die Promotion weitgehend ein ‘Privatvergnügen’, das großenteils unbezahlt erledigt wird, eine private Investition in eine äußerst unsichere Zukunft – zumindest als Wissenschaftler/-in.”
Leider verlinkt die Süddeutsche nicht die Studie selbst oder macht genauere Angaben.
In diesem Animationsfilm werden die Ursachen der Finanzkrise erklärt (Englisch muss man schon können). Trotz der einfachen Bildsprache und Erklärungen wird trotzdem auch sehr deutlich, dass man auf dem Finanzmarkt keinen Überblick zu erwarten hat, sofern man sich da nicht intensiv mit beschäftigt. Muss das so sein? Muss das so bleiben?
Im Nachgang zum gestrigen Posting fiel mir noch ein Video ein, welches ich per Zufall in den letzten Tagen im Web gesichtet habe. Nicht nur ist Clifford Stoll ein echter “verrückter Wissenschaftler”, wie man sie sich früher immer vorstellte, sondern auch Reality-Hacker, Unterhaltungskünstler und Philosoph. Er sagt in dem Video irgendwann:
Wenn ihr wissen wollt, wie die Zukunft aussehen wird, dann fragt nicht Technologieentwickler oder Forscher. Wenn ihr wirklich wissen wollt, wie die Gesellschaft in 20 Jahren aussehen wird, fragt einen erfahrenen Kindererzieher.